Der zumindest namentlich weithin bekannte und, mit Ausnahme der Antarktis, nahezu weltweit verbreitete Wanderfalke lebt in Österreich vorwiegend in felsigen Mittelgebirgsregionen. Besonders im Winter erscheint die Art aber auch im Hügel- und Flachland. Das Grazer Stadtgebiet besuchen einzelne Individuen immer wieder und vor allem in der kalten Jahreszeit, zumindest 1-2 Vögel verbringen mittlerweile aber auch Teile der Sommermonate in der Stadt (siehe ältere Beiträge).
Der Wanderfalke ist auf die Flugjagd auf Vögel spezialisiert, besonders in Städten bilden Tauben einen Großteil seiner Nahrung.
Im Turm der Herz-Jesu Kirche, einem der bevorzugten Aufenthaltsorte der Grazer „Stadt-Wanderfalken“, konnte ich Ende 2012 dank mehrerer Unterstützer eine Nisthilfe für diesen, in Europa in den 1960ern fast ausgerotteten Greifvogel, installieren. Zwar sind mir aus Österreich noch keine Gebäudebruten des Wanderfalken bekannt, es ist aber dank Nisthilfen an Gebäuden zumindest in Wien, Linz und nun Graz hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hierzulande dieses Ersatzhabitat durch den eigentlichen Felswandbewohner besiedelt wird. Ob ein Nistkasten von den Falken angenommen wird, kann natürlich nicht mit letzter Sicherheit vorhergesagt werden – zu vielen unbeeinflussbaren Faktoren unterliegt dieser Prozess. Durch eine Auswahl an Möglichkeiten kann die Wahrscheinlichkeit jedoch gesteigert werden – weitere Nistplätze auf hohen Gebäuden (z.B. Elisabeth-Hochhaus, Telekom-Gebäude…) wären daher wünschenswert.
Zur Zeit ist ein vermutliches Weibchen die alleinige Bewohnerin der Türme von Herz-Jesu und Franziskanerkirche, auf die Ansiedlung eines Männchen darf gehofft werden.
Für diverse Hilfen und das Anpacken danke ich Stadt Graz (Abteilung für Grünraum und Gewässer/Naturschutz), Juwelier Hermann Weikhard, Pfarre Herz-Jesu Graz, Spenglerei Almer-Sauer, Dr. Michael Wirtitsch, Hofrat Dr. Friedrich Bouvier, Christoph Schitter, Jonas Barth und Wolfgang Khil!
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Mehr Falken in Graz
Zwei weitere Falkenarten gehören für aufmerksame BeobachterInnen zum Bild der steirischen Landeshauptstadt: Während der eher kleine Turmfalke ein recht regelmäßiger Brutvogel ist, wird der Baumfalke wie der Wanderfalke verhältnismäßig selten gesichtet.
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Turmfalke (Falco tinnunculus)
Als einer der häufigsten heimischen Greifvögel ist der Turmfalke auch in Graz eine regelmäßige Erscheinung. Als vorwiegender Gebäudebrüter nistet der Turmfalke im städtischen Raum, seinem Namen entsprechend, auf Türmen und in höheren Wohnhäusern (nicht nur Hochhäuser). Bruten in alten Nestern (z.B. der Nebelkrähe), wie sie im Kulturland häufig vorkommen, sind im Stadtgebiet selten. Der Turmfalke hat ein breites Nahrungsspektrum, zu dem vorwiegend Kleinsäuger (v.a. Mäuse) und Singvögel gehören. Je nach Jahreszeit und Lebensraum fängt er aber auch Insekten, Amphibien und Reptilien. Größere Beute schlägt der Turmfalke selten, im Stadtgebiet erbeutet er aber regelmäßig z.B. auch Tauben, die er dann aber an Ort und Stelle frisst und nicht wegtragen kann.
Dem Turmfalken kann mit der Öffnung von Luken in hohen Gebäuden oder der Anbringung von Nistkästen recht leicht eine Brutmöglichkeit geschaffen werden – bei Interesse leiste ich gerne Hilfestellung.
Turmfalken auf der Franziskanerkirche in Graz, 2009
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Baumfalke (Falco subbuteo)
Der Baumfalke ist ein Sommergast, der den Winter in Afrika, südlich des Äquators verbringt. Diese seltene Art bewohnt mit Lichtungen durchsetzte Waldgebiete des Stadtrandes und kommt zur Jagd gelegentlich ins Stadtgebiet, z.B. an die Mur. Als geschickter Freiluftjäger ernährt sich der Baumfalke vorwiegend von Insekten (z.B. Libellen) und Singvögeln.
Baumfalke / Eurasian Hobby | Links: Rauchschwalbe verfolgt Baumfalken um ihn zu vertreiben. Rechts: Jungvogel in Gefangenschaft.