Anmerkungen zur Unterscheidung fliegender Zwergscharben und Kormorane

Die rezente Brutansiedlung der Zwergscharbe im Schilfgürtel des Neusiedlersees mit nicht weniger als 25 Brutpaaren (Nemeth, Egretta 49, 2–5, 2008), macht sich bereits in angrenzenden Regionen des nun vergrößerten Verbreitungsgebietes bemerkbar. Besonders in den Wintermonaten erscheinen (dem Trend vor der Brutansiedlung verstärkt folgend) in Ostösterreich, aber auch in Nachbarländern, verstreut Einzelvögel und kleine Trupps dieser, in Österreich bis vor kurzem noch seltenen festgestellten Art.

Die Unterscheidung von Kormoran und Zwergscharbe mag auf den ersten Blick nicht besonders problematisch erscheinen. Die Praxis zeigt aber, dass es immer wieder, meist nach flüchtigen Beobachtungen fliegender Individuen, zu Unsicherheiten über die Artzugehörigkeit kommen kann. Die folgenden Faustregeln, vergleichenden Fotos und Grafiken sollen vor allem unerfahreneren Beobachtern die Bestimmung, gerade in diesen Fällen, erleichtern.

Grundlagen

Trotz des signifikanten Größenunterschiedes (der Kormoran ist sowohl in Körperlänge als auch Spannweite durchschnittlich um rund 40% größer als die Zwergscharbe) ähneln sich die Arten besonders strukturell, was eine Bestimmung für Unerfahrene – vor allem auf größere Distanzen und/oder ohne Größenvergleich – nicht immer einfach macht.

Merkmale am Gefieder bzw. an nackten Hautpartien (Schnabelgrund) werden hier völlig außer Acht gelassen, da die Artbestimmung auf Distanzen, die das Erkennen solcher Details ermöglichen, keinerlei Schwierigkeiten darstellt.

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Anhaltspunkte zur Bestimmung fliegender Vögel

1.) Bei der Zwergscharbe ist der Bereich zwischen Schwanzende und Flügelhinterrand etwa gleich lang wie Hals und Kopf. Beim Kormoran ist der Hals-Kopf-Bereich deutlich länger, was eine „ungleichmäßige“, gänseähnlichere Flugsilhouette des Kormorans ergibt.
Auf geringere Distanz lässt sich zur Bestimmung auch der sehr kurze, „dicke“ Schnabel der Zwergscharbe als gutes Merkmal heranziehen.

Die Schwanzfedern des Kormorans sind kürzer, der Bürzel aber länger als bei der Zwergscharbe. Zusammenfassend betrachtet ist der Bereich Schwanzspitze-Flügelhinterrand beim Kormoran verhältnismäßig (z.B. auf die Flügelbreite bezogen) etwa gleich lang wie bei der Zwergscharbe. Nicht nur der längere Schwanz der Zwergscharbe sondern auch der längere Hals des Kormorans ist ausschlaggebend für die unterschiedlichen Flugsilhouetten.

2.) Im Normalfall und mit etwas Übung ist auch die Flügelschlagfrequenz ein guter Hinweis auf die Artzugehörigkeit. Zwergscharben schlagen wesentlich öfter als Kormorane – es entsteht ein eher schwirrender Eindruck.

Hier sei aber unbedingt angemerkt, dass der Wind und der Zustand des Vogels (z.B. fehlende Schwungfedern) dieses Bild stark beeinflussen können. So schlagen gelegentlich auch Kormorane, z.B. bei Gegenwind, wesentlich schneller und gleichen Zwergscharben in der Flügelschlagfrequenz völlig.

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3.) Fliegende Zwergscharben- und Kormorantrupps mischen sich nicht.
Ich selbst habe, auch dort wo hunderte Kormorane und Zwergscharben gemeinsam überwintern, noch nie einen gemischt fliegenden Trupp beider Arten beobachtet. Auch im Gespräch mit mehreren Vogelkundlern ist mir nie solch eine Beobachtung zu Ohren gekommen. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass sowohl Kormoran als auch Zwergscharbe stets (mit Ausnahme aufgescheuchter Vögel) in artreinen Gruppen fliegen – was mitunter wohl auf die unterschiedliche Flügelschlagfrequenz und daraus resultierende, unterschiedliche Fluggeschwindigkeiten zurückzuführen ist.

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Galerie: Fliegende Zwergscharben und Kormorane

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